MPU, obwohl man nie einen Führerschein hatte?

Veröffentlicht am 15. Juli 2025 um 13:54
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Was passiert, wenn Führungszeugnis oder das FAER belastet sind?

Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) gilt gemeinhin als Idiotentest – ein Begriff, der der eigentlichen Ernsthaftigkeit des Verfahrens nicht gerecht wird. Viele Menschen wissen gar nicht, dass eine MPU auch dann angeordnet werden kann, wenn man überhaupt noch nie einen Führerschein besessen hat.

In diesem Beitrag erfahren Sie:

  • In welchen Fällen das passiert

  • Welche Rolle Vorstrafen und Einträge im Fahreignungsregister (FAER) spielen

  • Worauf Sie sich einstellen müssen


1️⃣ MPU ohne Führerschein – Wie geht das überhaupt?

Die Fahrerlaubnisbehörde darf eine MPU anordnen, wenn berechtigte Zweifel an Ihrer Eignung zum Führen von Fahrzeugen bestehen. Das betrifft nicht nur Inhaber einer Fahrerlaubnis.

Typische Gründe sind:

  • Alkoholdelikte oder Drogenkonsum im Straßenverkehr als Fußgänger oder Radfahrer

    Beispiel: Sie werden betrunken auf dem Fahrrad erwischt.

  • Straftaten, die Zweifel an Ihrer charakterlichen Eignung begründen

    Etwa aggressive Gewaltdelikte, Bedrohung, erheblicher Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

  • Wiederholte Verkehrsverstöße als Fußgänger (selten, aber möglich)

Praxisbeispiel

Jemand wird mehrfach beim Fahren ohne Fahrerlaubnis erwischt oder fällt als Radfahrer durch Alkohol auf. Möchte diese Person später den Führerschein beantragen, ordnet die Behörde oft eine MPU an, bevor der Antrag überhaupt weiterbearbeitet wird.


2️⃣ Einträge im Führungszeugnis – Risiko für die Fahrerlaubnis?

Das Führungszeugnis dokumentiert Vorstrafen. Nicht jeder Eintrag führt automatisch zu einer MPU.

Relevant sind vor allem Delikte, die Rückschlüsse auf Ihre Fahreignung zulassen, z. B.:

  • Körperverletzung oder Bedrohung (Aggressionskontrolle)

  • Drogendelikte (Suchtproblematik)

  • Straftaten im Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen

Wichtiger Unterschied:

  • Nicht jede Vorstrafe = MPU

  • Aber: Je mehr Vorstrafen, desto wahrscheinlicher prüft die Behörde genauer
    Oft wird zunächst ein fachärztliches Gutachten verlangt, bei Zweifeln dann zusätzlich eine MPU.


3️⃣ Einträge im FAER – auch ohne Führerschein?

Das Fahreignungsregister (FAER) in Flensburg sammelt Punkte nicht nur bei Führerscheininhabern.
Auch wer nie eine Fahrerlaubnis hatte, kann dort Punkte sammeln, z. B.:

  • Alkohol oder Drogen auf dem Fahrrad

  • Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr

  • Fahren ohne Fahrerlaubnis

Beispiel:
Sie werden mit mehr als 1,6 Promille auf dem Fahrrad gestoppt.
➡️ Sie bekommen 3 Punkte und ein Strafverfahren.
➡️ Wollen Sie später den Führerschein machen, wird der Sachverhalt geprüft.
➡️ Eine MPU ist fast sicher.


4️⃣ Konsequenzen bei belasteten Auskünften

Wenn Führungszeugnis und FAER erhebliche Zweifel wecken, kann Folgendes passieren:
Vorlage eines medizinisch-psychologischen Gutachtens als Voraussetzung der Ersterteilung
Ablehnung des Führerscheinantrags, wenn Sie sich weigern
Verlängerung einer Sperrfrist durch das Gericht oder die Behörde

Wichtig:
Wer ein MPU-Gutachten verlangt bekommt, muss aktiv zustimmen, dass es der Behörde übermittelt wird. Wer nicht zustimmt, gilt automatisch als ungeeignet.


5️⃣ Was können Betroffene tun?

  • Rechtzeitig informieren: Schon vor der Beantragung der Fahrerlaubnis Akteneinsicht nehmen.

  • Beratung in Anspruch nehmen: Verkehrspsychologen oder spezialisierte Anwälte helfen bei der Einordnung.

  • Nachweise erbringen: Therapie, Abstinenznachweise oder Anti-Aggressions-Training können positiv gewertet werden.

  • Keine Bagatellisierung: „War ja nur zu Fuß!“ – vor der Führerscheinstelle keine gute Argumentationslinie.


Fazit

Ja – eine MPU kann auch Menschen treffen, die nie einen Führerschein hatten. Besonders wer im Führungszeugnis oder FAER belastende Einträge hat, sollte sich gut vorbereiten. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem eigenen Verhalten, ggf. begleitet durch professionelle Beratung, erhöht die Chancen auf ein positives Gutachten erheblich.

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