Impulskontrolle und Aggressionen im Straßenverkehr – warum wir manchmal „rot sehen“ und wie man es verhindern kann

Veröffentlicht am 18. August 2025 um 14:48

Aggressionen im Straßenverkehr sind kein seltenes Phänomen: Lichthupe, dichtes Auffahren, wütende Gesten oder lautstarke Beschimpfungen. Vielen Betroffenen, die später zur MPU müssen, war in dem Moment nicht klar, wie sehr sie die Kontrolle über sich verloren hatten – bis es zu spät war.

Doch was passiert da eigentlich in uns, wenn wir impulsiv handeln? Und wie können wir lernen, diese Reaktionen zu steuern?

1. Was ist Impulskontrolle?

Impulskontrolle beschreibt die Fähigkeit, spontane Reaktionen – insbesondere emotionale – zu stoppen oder zu verzögern, um besonnener zu handeln.
Im Straßenverkehr heißt das: Nicht sofort Gas geben, hupen oder provozieren, sondern kurz innehalten, die Situation einschätzen und erst dann reagieren.

Ein schwaches Maß an Impulskontrolle kann zu riskantem Fahrverhalten, Konflikten und sogar Straftaten führen – und ist häufig ein Grund, warum Menschen zur MPU müssen.


2. Warum verlieren wir im Straßenverkehr die Beherrschung?

Es gibt mehrere psychologische Faktoren:

  • Stress & Zeitdruck – Wer unter Druck steht, hat weniger Kapazität, Emotionen zu regulieren.

  • Anonymität im Auto – Wir fühlen uns geschützt und handeln enthemmter als in direktem Kontakt.

  • Frustration – Stau, langsame Fahrer oder Regelverstöße anderer lösen Ärger aus.

  • Gelernte Muster – Wer im Alltag schnell aggressiv reagiert, tut dies oft auch am Steuer.

Das Problem: In Millisekunden übernimmt unser „emotionales Gehirn“ (Amygdala) die Kontrolle. Vernünftiges Handeln rückt in den Hintergrund.


3. Aggression hat immer einen Preis

Viele unterschätzen die Folgen kurzer Wutanfälle:

  • Punkte in Flensburg

  • Führerscheinentzug

  • MPU-Anordnung

  • Erhöhte Unfallgefahr

  • Langfristige Schädigung des eigenen Images (privat & beruflich)

Der vielleicht größte Preis: Man verliert das Gefühl, Herr seiner selbst zu sein.


4. Wege zu besserer Impulskontrolle

Gute Nachricht: Impulskontrolle ist trainierbar – wie ein Muskel. Hier einige bewährte Strategien:

  1. Atemtechnik einsetzen – Tief durchatmen, bevor man reagiert.

  2. Gedankenstopp – Innerlich „Stopp!“ sagen, um den Automatismus zu unterbrechen.

  3. Neubewertung der Situation – Vielleicht war der andere Fahrer abgelenkt, krank oder ortsunkundig.

  4. Selbstbeobachtung üben – Eigene Stress-Trigger erkennen (z. B. Zeitdruck, bestimmte Verkehrssituationen).

  5. Realistische Zeitplanung – Wer nicht gehetzt ist, reagiert gelassener.

  6. Mentales Training – Sich bewusst vorstellen, wie man ruhig reagiert.


5. Impulskontrolle in der MPU

Bei der MPU wird geprüft, ob Sie künftig in der Lage sind, Konfliktsituationen im Verkehr ohne aggressives Verhalten zu meistern.
Dazu gehört:

  • Einsicht in die eigene Problematik

  • Verständnis der psychologischen Auslöser

  • Konkrete Strategien, wie man in Zukunft reagiert

  • Nachweis, dass man diese Strategien im Alltag bereits anwendet

Wer glaubhaft vermitteln kann, dass er nicht mehr impulsiv handelt, hat deutlich bessere Chancen, die MPU zu bestehen.


Fazit

Aggressionen am Steuer sind kein Schicksal, sondern ein Zeichen, dass Impulskontrolle trainiert werden muss. Wer seine Auslöser kennt, bewusst Pausen einbaut und alternative Reaktionsmuster einübt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.

Die MPU ist dann nicht mehr nur ein „Test“, sondern eine Bestätigung, dass Sie dauerhaft zu sicherem und kontrolliertem Fahrverhalten fähig sind.

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