
Die Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) gilt als letzte Hürde auf dem Weg zurück zum Führerschein. Wer aufgrund von Alkohol, Drogen oder aggressivem Fahrverhalten aufgefallen ist, muss seine Fahreignung unter Beweis stellen. Doch wo es Druck und Angst gibt, da ist auch der Markt für schnelle, aber illegale Lösungen nicht weit: Gefälschte Abstinenznachweise, manipulierte Gutachten und dubiose Vermittler – der Schwarzmarkt rund um die MPU floriert.
Der Markt der Hoffnung – und der Täuschung
In Online-Foren, sozialen Medien oder über Mundpropaganda werden Betroffene gezielt angesprochen: „MPU bestanden – ohne Untersuchung!“, „Saubere Abstinenznachweise in 3 Tagen“, „Original-Gutachten mit Eintrag im Register“ – solche Versprechen klingen für verzweifelte Betroffene verlockend. Die Preise liegen zwischen einigen hundert bis über 5.000 Euro, je nach „Leistungspaket“.
Was diese Angebote gemeinsam haben: Sie sind illegal, hochriskant und letztlich gefährlich.
Gefälschte Abstinenznachweise – ein lukratives Geschäft
Ein typisches Szenario: Ein Betroffener muss über 12 Monate hinweg Drogenscreenings oder Alkoholabstinenznachweise führen – die Zeit ist lang, der Druck hoch, das Leben steht still. Statt den mühseligen Weg zu gehen, lassen sich einige auf den vermeintlich „einfacheren“ Weg ein: Sie kaufen gefälschte Labornachweise.
Diese „Dokumente“ wirken auf den ersten Blick täuschend echt – inklusive Logos zertifizierter Labore, QR-Codes und Stempel. Doch moderne Prüfsysteme wie das Zentrale Fahrerlaubnisregister oder der direkte Kontakt mit den Laboren machen es den Behörden zunehmend leichter, Unstimmigkeiten zu erkennen.
Manipulierte MPU-Gutachten – Fälschung mit System
Noch gravierender ist der Versuch, das MPU-Gutachten selbst zu fälschen. Einige windige Anbieter geben vor, in Zusammenarbeit mit anerkannten Begutachtungsstellen zu agieren. Tatsächlich handelt es sich oft um professionell aufgemachte, aber vollkommen wertlose Dokumente. Die Taktik dahinter: Die Kunden reichen diese gefälschten Gutachten bei der Führerscheinstelle ein, in der Hoffnung, dass niemand die Echtheit überprüft.
Die Realität: Viele Fahrerlaubnisbehörden sind sensibilisiert. Sie wissen, dass eine MPU niemals per E-Mail im PDF-Format versendet wird, und prüfen Gutachten auf Authentizität – besonders bei auffälligen Mustern oder ungewöhnlich schneller Abwicklung.
Die Konsequenzen: Strafrechtlich, moralisch und beruflich
Wer mit einem gefälschten MPU-Gutachten oder Abstinenznachweis erwischt wird, muss mit ernsthaften Konsequenzen rechnen:
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Strafanzeige wegen Urkundenfälschung, ggf. auch wegen Betrug oder mittelbarer Falschbeurkundung.
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Verlängerung der Führerschein-Sperre oder vollständiger Entzug der Wiedererlangungschance.
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Verlust von Vertrauen gegenüber Behörden – was künftige Verfahren erschwert.
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Berufliche Nachteile, etwa bei Fahrpersonal oder im öffentlichen Dienst.
Kurz: Der Schuss geht nach hinten los.
Wer sind die Kunden – und warum?
Die Kundschaft solcher illegalen Angebote ist nicht homogen. Darunter sind:
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Menschen mit Angst vor dem Versagen
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Personen mit akuten Suchtproblemen
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Zeitlich stark belastete Berufstätige
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Wiederholungstäter, die sich keiner echten Auseinandersetzung stellen wollen
Was sie vereint: Der Wunsch nach einer Abkürzung. Doch die MPU ist kein Hindernis, sondern eine Chance zur Veränderung – wenn man sie ernst nimmt.
Und die Anbieter?
Diese operieren meist im Verborgenen, oft aus dem Ausland oder über verschleierte Identitäten. Webseiten verschwinden innerhalb weniger Wochen, Telefonnummern sind nicht erreichbar, die Namen frei erfunden. Einige arbeiten mit Social-Media-Profilen, andere über Messenger-Dienste mit verschlüsselter Kommunikation.
Einmal bezahlt, bleibt oft nur eine bittere Erkenntnis: Weder Unterlagen noch Geld sind wiederzusehen.
Fazit: Der ehrliche Weg ist der einzig sichere
So unangenehm, langwierig und kostenintensiv die MPU auch sein mag – sie ist notwendig, um die Fahreignung seriös und nachvollziehbar zu prüfen. Eine gefälschte MPU mag kurzfristig wie eine Abkürzung erscheinen, aber sie führt mittelfristig in rechtliche und persönliche Sackgassen.
Statt windigen Versprechen zu folgen, sollten Betroffene auf professionelle Vorbereitung, echte Abstinenznachweise und eine fundierte Auseinandersetzung mit ihrem Verhalten setzen. Seriöse Berater und Psychologen helfen, nicht nur den Führerschein, sondern auch ein sicheres und stabiles Leben zurückzugewinnen.
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