Cannabis in Deutschland: Ein Überblick über Grenzwerte, neue Erkenntnisse und Auswirkungen auf den Straßenverkehr

Veröffentlicht am 8. Mai 2025 um 19:31

Die Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken ist ein Wendepunkt in der deutschen Drogenpolitik. Doch was bedeutet das konkret für Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer? Welche Grenzwerte gelten aktuell, und wie sicher ist der Straßenverkehr mit dieser neuen Freiheit? In diesem Artikel beleuchten wir die rechtlichen Entwicklungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und die praktischen Folgen für alle, die regelmäßig am Straßenverkehr teilnehmen – insbesondere für Menschen, die eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) bestehen müssen oder bereits hinter sich haben.

Junger Mann mit Tattoo am Hals zieht an einem Joint und sieht dabei in die Kamera.

1. Cannabis-Legalisierung: Was hat sich geändert?

Seit dem 1. April 2024 ist Cannabis in Deutschland für Erwachsene über 18 Jahren in bestimmten Mengen legal. Der Besitz von bis zu 25 Gramm im öffentlichen Raum und der Anbau von bis zu drei Pflanzen pro Person im privaten Rahmen sind erlaubt. Zusätzlich sollen Cannabis-Clubs gegründet werden, in denen Mitglieder gemeinschaftlich anbauen und konsumieren dürfen.

Doch die Legalisierung bedeutet keineswegs einen Freifahrtschein – vor allem nicht im Straßenverkehr.

2. Der neue THC-Grenzwert im Straßenverkehr

Lange Zeit galt ein sehr niedriger THC-Grenzwert von 1,0 ng/ml Blutserum, was in der Praxis dazu führte, dass selbst gelegentlicher Konsum – etwa am Vortag – den Führerschein kosten konnte. Nun hat die von der Bundesregierung eingesetzte Expert*innenkommission im März 2024 einen neuen Grenzwert empfohlen:

3,5 ng/ml THC im Blutserum – analog zu einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille.

Dieser Wert berücksichtigt die tatsächliche Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit besser als der alte Wert. Dennoch: Wer unter Einfluss von Cannabis fährt, muss mit strengen Konsequenzen rechnen – auch wenn der Konsum legal war.

3. Kombination mit Alkohol – ein No-Go

Besonders brisant: Wer Cannabis und Alkohol kombiniert, dem droht eine sofortige MPU – unabhängig von den einzeln gemessenen Werten. Die gleichzeitige Wirkung beider Substanzen potenziert das Risiko im Straßenverkehr erheblich. Wer also etwa mit 0,3 Promille und einem THC-Wert über 1,0 ng/ml fährt, muss mit deutlich härteren Maßnahmen rechnen als bei reinem Cannabiskonsum.

4. Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Fahrtüchtigkeit

Neuere Studien zeigen: Der Rauschzustand nach dem Konsum von Cannabis hält deutlich kürzer an, als es die bisherigen Gesetze suggerierten. Während die psychoaktive Wirkung meist nach 3–6 Stunden abklingt, können Abbauprodukte wie THC-COOH noch Tage später im Körper nachgewiesen werden – ohne dass eine akute Beeinträchtigung vorliegt.

Das neue Grenzwertmodell berücksichtigt erstmals diese Unterscheidung zwischen Konsumnachweis und tatsächlicher Fahruntüchtigkeit. Ein Fortschritt, der auch für MPU-Verfahren von Bedeutung ist.

5. Was bedeutet das für die MPU?

Die medizinisch-psychologische Untersuchung wird weiterhin ein zentrales Instrument bleiben, wenn Zweifel an der Fahreignung bestehen. Zwar ist gelegentlicher Konsum nicht mehr automatisch ein MPU-Grund, doch wer auffällig wird – etwa durch Fahren unter Einfluss – muss nach wie vor nachweisen, dass kein missbräuchlicher oder süchtiger Konsum vorliegt.

Für Betroffene heißt das:

  • Dokumentierter Konsumabstand (z. B. durch Abstinenznachweise)
  • Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsumverhalten
  • Nachvollziehbare Motivation zur Verhaltensänderung

Ein reines „Ich rauche jetzt legal“ reicht nicht aus, um die Fahreignung nachzuweisen.

6. Fazit: Freiheit mit Verantwortung

Die Cannabis-Legalisierung bringt mehr Eigenverantwortung – vor allem im Straßenverkehr. Wer seinen Führerschein behalten möchte, sollte klare Regeln für sich selbst definieren:

  • Kein Auto nach dem Konsum (mindestens 24 Stunden Pause)
  • Keine Mischkonsum-Situationen (z. B. Alkohol + Cannabis)
  • Im Zweifel: Öffentliche Verkehrsmittel oder ein Taxi nutzen

Denn auch wenn der Gesetzgeber die Hürden etwas gesenkt hat – die Verantwortung für sich und andere bleibt.

 

Tipp für MPU-Kandidat*innen:
Wenn du unsicher bist, wie dein Konsumverhalten gewertet wird oder ob du eine MPU zu erwarten hast, lohnt sich eine frühzeitige Beratung durch eine anerkannte Stelle. Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zur erfolgreichen MPU!

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